Erfahrungsbericht ConSIMium 2024: "A Council Simulation Experience"
06 Mai 2024
Autorin: Nathalie Emmler
Korrektur: Ole Paech, Annika Klaus, Friederike Graupner, Sarah Walgern und Finn Holtmann
Zwei Tage lang in die Rolle nationaler Entscheidungsträger:innen schlüpfen und mit 160 jungen Leuten aus ganz Europa über Künstliche Intelligenz und Cybersicherheit diskutieren – das war ConSIMium 2024, ein vom Rat der EU ins Leben gerufene Simulationsspiel.
Am 8. und 9. April 2024 trafen sich die nationalen Teams, welche jeweils aus sechs Studierenden bzw. Auszubildenden der 27 EU-Länder bestanden, in Brüssel und simulierten Verhandlungen zwischen den EU-Mitgliedstaaten auf vier verschiedenen Ebenen. Dies sollte uns Teilnehmenden die Entscheidungsfindung und Kompromissbildung im Europäischen Rat und im Rat der Europäischen Union möglichst authentisch und realitätsnah näherbringen.
Die Simulation fand in den Sitzungsräumen des Rates statt, in denen normalerweise die Minister:innen, Botschafter:innen sowie EU-Staats- und Regierungschef:innen tagen. Darüber hinaus basierte das Szenario auf der realen europäischen Gesetzgebung und den Verhandlungspositionen der Länder. Alle Teilnehmenden vertraten eine spezifische Rolle: Staatschef:in, Minister:in, Botschafter:in, Nationale:r Expert:in oder Journalist:in.
Wir, das deutsche Team, bestehend aus Annika Klaus (Botschafterin), Finn Holtmann (Nationaler Experte für Cybersicherheit), Friederike Graupner (Ministerin), Nathalie Emmler (Journalistin), Ole Paech (Staatschef) und Sarah Walgern (Nationale Expertin für KI) , hatten uns zwar im Vorhinein auf unsere Rollen vorbereitet, waren aber dennoch sehr gespannt, was uns konkret vor Ort erwarten würde.
Erster Tag
Los ging es bereits früh am Morgen. Um 7:45 Uhr mussten wir erst durch die Sicherheitskontrolle, bevor das Programm rund um zwei EU-Kommissionsvorschläge zu KI und Cybersicherheit beginnen konnte. Nachdem unser Staatschef auf dem roten Teppich seine Doorstep Declaration vor den versammelten Journalist:innen abgegeben hatte, wurden in der Sitzung des Europäischen Rats die politischen Leitlinien diskutiert und festgelegt. Die Klärung von Detailfragen war Aufgabe der zwei nationalen Expert:innen, die in ihren jeweiligen Arbeitsgruppensitzungen intensiv unterschiedliche Positionen zu den vorliegenden Entwürfen ausdiskutierten.
Auch ein Workshop zu Karrieremöglichkeiten im Rat und den anderen EU-Institutionen stand auf der Tagesordnung, denn junge Menschen für die Arbeit in Brüssel zu begeistern und zu zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, war ebenfalls ein Ziel der Simulationsveranstaltung. Der Abend endete für uns in der Hotelbar, wo mit den anderen nationalen Teams weiterdiskutiert oder einfach nur mit einem belgischen Bier auf den langen Tag angestoßen wurde.
Zweiter Tag
Nach einer kurzen Nacht erwartete uns an Tag 2 erneut ein volles Programm. Während die Botschafter:innen, unterstützt durch die nationalen Expert:innen, in der COREPER-Verhandlungsrunde diejenigen Punkte besprachen, in denen noch keine Einigung erzielt wurde, mussten sich unser Bundeskanzler und unsere Ministerin in bilateralen Interviews den Fragen der Journalist:innen stellen.
Ein entspanntes Mittagessen vor dem Treffen der Minister:innen war uns ebenfalls nicht vergönnt. Über die eigens für die Simulation eingerichtete Social Media Plattform sowie durch eine gleichzeitige Unterbrechung der COREPER-Sitzung erreichte uns die Nachricht von Turbulenzen am Finanzmarkt, ausgelöst durch Algorithmusfehler, für die vermutlich ein hybrider Angriff verantwortlich sei. Der Europäische Rat wurde zu einer Sondersitzung einberufen. Eine spannende Wendung so kurz vor der entscheidenden Verhandlungsrunde, die noch einmal den Druck auf eine Einigung erhöhte. Ein solcher Kompromiss gelang schließlich auch im Minister:innenrat. Die stundenlangen Diskussionen hatten sich ausgezahlt!
Der Tag endete mit einem Workshop zu Strategic Foresight, der uns zeigen sollte, wie aktuelle Megatrends (Migration, Umweltverschmutzung, usw.) in die Gestaltung von Politik einbezogen werden können und miteinander verknüpft sind. Müde und erschöpft von zwei langen Verhandlungstagen ließen wir den Abend im Delirium, einer bekannten Brüsseler Kneipe, ausklingen. Am nächsten Tag ging es für uns zurück nach Deutschland, vollgetankt mit neuen Eindrücken und Kontakten sowie dem Wissen, Teil einer wirklich einzigartigen Erfahrung gewesen zu sein.
Wir danken dem DAAD für die Koordinierung und Begleitung während der Veranstaltung. Unsere Zeit in Brüssel werden wir so schnell nicht vergessen!